La Paz - das Verkehrschaos
Es ist ziemlich verrückt, was eine Grenze so aus machen kann. Es sind wenige Kilometer und doch ist man in einer ganz anderen Welt.
z.B. Thema Straßenhunde. In Peru gibt es davon sehr sehr viele. Gerade in Cusco gab es keine Ecke, an der nicht ein Rudel Hunde lag. Doch die Hunde waren alle in einem ziemlich guten Zustand.
Alle gut genährt. Die Felle sahen alle sauber aus, keine Kampfspuren oder krankaussehende Hunde. In Lima trugen sogar die Straßenhunde gegen die Kälte einen Schutz. Sie wurden von der Bevölkerung gut behandelt.
In Bolivien (soweit ich das bisher beurteilen kann) ist das ganz anders. Es gibt viel viel weniger Straßenhunde, aber die Hunde die existieren sind viel dünner und ungepflegter. Man sieht auch kranke Hunde.
Wie gestern schon geschrieben, habe ich hier auch direkt Bettler gesehen, was ich in Peru garnicht gesehen habe.
Zudem sieht man immer wieder lange Schlangen an den Tankstellen. Kilometerweit stehen die LKWs an oder lange Schlangen an Menschen mit Kanistern. Laut unserer Reiseleiterin steckt Bolivien in einer Wirtschaftlichen Krise wie schon lange nicht mehr. Es gibt kein Sprit, kein Diesel. Lebensmittel werden knapp und Teuer.
Auch die Bauweise ist ganz anders. In Peru musst du keine Steuern zahlen, wenn ein Haus noch im Bau ist. Das führt natürlich dazu, das ein Haus nie fertig gebaut wird. Zudem sind in Peru alle Häuser niedrig, was vielleicht auch mit der Erdbebengefahr zusammen hängt.
In Cusco durfte ich auch ein Erdbeben erleben. Ich bin Nachts aufgewacht, weil alles wackelte. Aber das war zum Glück schnell wieder vorbei.
So fuhren wir also gestern vom Titicacasee nach La Paz und ich schaute mir die Landschaft an. In Peru sind wir zudem eigentlich die ganze Zeit an Bergen vorbei gefahren. Hier gab es auch Berg ein der Ferne, aber eigentlich fuhren wir durchs flache Land.
Irgendwann kamen wir nach El Alto (ein Vorort von La Paz) und der Albtraum begann. Eigentlich hatten wir nur noch 6 km vor uns. Für diese haben wir aber fast 2 Stunden gebraucht. Ein absolutes Verkehrschaos.
Von 8-9 Spuren wurde versucht auf 2 Spuren zu kommen. Zwischen den Bussen liefen die Leute mit ihren Handwägen rum. Es war das reinste Chaos. Millimeter für Millimeter ging es Vorwärts. Sowas kann ich ja garnicht leiden und vor allem nicht, nach einem solange Tag wie gestern.
Als wir dann endlich in La Paz waren, war die Situation nicht anders. Kaum Privatwagen, aber viele viele kleine Minivans. Die Straßen voller Händler und Menschen.
Ich habe in meinem Blog ja schon oft von einem Gefühl gesprochen. Einem Gefühl, dass man nicht erklären kann. So war es gestern, dass ich direkt das Gefühl hatte: hier gefällt es mir nicht, hier fühle ich mich nicht wohl.
Ich kann auch garnicht sagen was genau das Gefühl ausgelöst hat, vielleicht die Übermüdung und der Stau. Volle Städte, viel Verkehr, das alles kenne ich ja auch aus anderen Städten.
Im Hotel endlich angekommen, war es auch das schlechteste Hotel der Reise. Aber ich war einfach nur Müde und somit viel ich tot ins Bett. Zumindest konnten wir etwas ausschlafen, da es heute erst um 9 Uhr losgehen sollte.
La Paz liegt etwas höher, wie Puno, vielleicht lag es daran, aber heute Nacht hatte ich mehrfach Erstickungserscheinungen. Immer wenn ich auf dem Klo war, musste ich sowieso erstmal paar Mal tief durch den Mund einatmen, um genug Sauerstoff zu bekommen. Aber heute Nacht hat selbst das nicht gereicht und ich hatte zweimal das Gefühl, gleich ersticken zu müssen. Das ging natürlich schnell wieder weg, aber ich kann euch sagen, ich mache 10 Kreuze, wenn wir morgen endlich wieder unten sind.
Du merkst das auch der gesamten Gruppe an. Viele haben schlimmes Nasenbluten, alle sind ziemlich K.O. Die Nase ist Trocken, jeder hat Kopfschmerzen. Immer wieder müssen sich welche Hinsetzen, weil der Kreislauf versagt. Die Höhe darf man einfach nicht unterschätzen.
Dazu kommt, das man sehr viel trinken soll. Erstmal Ok. Aber dann sind wir den Tag immer unterwegs und es heißt "Bitte alle nochmal auf die Toilette gehen, es gibt in den nächsten 3 Stunden keine Toilette mehr". Die sind lustig, also trinke ich fast noch weniger wie zuhause. Interessant ist auch, dass unsere Reiseleiterin erzählt hat, dass es den Leute aus dem Hochland genauso geht, wenn sie ins Tiefland gehen. Sie kommen dann mit dem ganzen Sauerstoff nicht klar.
Genug von zuwenig Sauerstoff. Heute ging es also um 9 Uhr los. Mit meinem Gefühl von gestern Abend, wollte ich den Tag eigentlich nur schnell rum bekommen und endlich ins Tiefland kommen. Aber mit Schlaf und Tageslicht sah dann alles ganz anders aus. Außer das Verkehrschaos, das blieb ;)
Wir fuhren erst mit dem Bus zum Mondtal (Valle de la Luna). Das Mondtal besteht aus tausenden von Felsen in bizarren Gebilden. Entstanden durch Erosionen, Regenfällen und Temperaturschwankungen, war es faszinierend Anzuschauen.
Weiter ging es zur Seilbahn. Der Regierung ist das Verkehrschaos wohl auch aufgefallen und hat daher ein Seilbahnnetz in La Paz gebaut. Allerdings ist dieses viel teurer, als die Minivans, so dass die Bevölkerung meistens doch die Minivans und das Verkehrschaos in Kauf nimmt.
La Paz ist auf Hügeln gebaut und erinnert mich ein wenig an Amman. Was ein Ausblick von der Seilbahn! Mein Gefühl von gestern Abend war wie verflogen und ich konnte mich garnicht sattsehen an dem Anblick.
Weiter ging es zu einem Aussichtspunkt, hier hatte man einen guten Blick auf die Stadt und egal wohin man schaute, man sah auch nur Häuser.
Mit Zwischenstopp im Regierungsviertel und der einzigen Kolonialstraße der Stadt, endeten wir am Hexenmarkt.
Die Uhr im Regierungsviertel hat die Zahlen verkehrtherum. Das soll an die Zeitenwende erinnern, in der es den Indigenen erlaubt wurde auf Schulen und zur Universitäten zu gehen. Das war vorher nicht erlaubt. Es war ihnen auch nicht erlaubt in ihrer traditionellen Kleidung zur Arbeit zu gehen.
Auch ein paar Einschusslöcher eines Aufstandes aus 2001 waren noch zu sehen.
Gesundheitsversorgung ist ein Thema, schon in Peru. Die staatlichen Ärzte und Krankenhäuser sind nicht gut und gute Versorgung teuer. In Peru gehen daher viele Menschen zum Schamanen. Der "heilt" dann mit Ritualen und Getränken die Krankheiten. Viele Menschen sterben dadurch, aber da die Schamanen günstiger, wie echte Ärzte sind, wird erst dort hingegangen.
So ist es auch in Bolivien. Hier geht man dann zum "Hexenmarkt". Hier gibt es Kräuter, Steine, Kerzen, usw. die gegen alle Krankheiten helfen sollen. Es gibt Liebeszauber und tote Lamababies und Embryos. Diese sollen besondere Wirkung haben.
Diese werden bei einem Hausbau in das Fundament gegeben um Unglück abzuwenden. Ein bisschen verstörend ist das schon.
Hier endete unsere offizielle Tour und wir hatten den Nachmittag zur freien Verfügung. Morgen ist dann ein Reisetag. Es geht mit dem Flieger zwei Stunden zurück nach Lima und dann 6 Stunden weiter nach Buenos Aires. Einen kleinen Haken gibt es aber, der erste Flug ist bereits um 5.30 und wir werden um 2 Uhr bereits abgeholt.
Somit war der Nachmittag nicht mehr besonders geplant von mir. Ich ging mit einem Pärchen wieder in Richtung Hotel. Wir machten ein Stopp in einem Restaurant und ich probierte Charquekán Orureno. Sagen wir mal, es war interessant ;)
Im Hotel angekommen ging es wieder ans Kofferpacken. Ich nutze die frühe Zeit zum Duschen und Haarewaschen und jetzt zum Blogschreiben. Mein Plan ist es gegen 19 Uhr schlafenzugehen, damit ich wenigstens ein paar Stunden schlaf abbekomme.
Abschließend kann ich sagen, das La Paz sehr faszinierend ist und mein erster Eindruck mich diesmal getäuscht hat.
Faszinierend sind hier übrigens auch die Stromleitungen ;)
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